Wie Grossgruppen ticken

Mit 50, 100, 200 oder mehr Personen gemeinsam und gleichzeitig an einer komplexen Fragestellung arbeiten? Das klingt herausfordernd, ist aber äusserst lohnenswert, um mit einem sozialen System oder einer Organisation einen Schritt voranzugehen.

Und es funktioniert. Weil alle Beteiligten einen gemeinsamen Prozess erleben und vielfältige Perspektiven einfliessen. So erhalten die Ergebnisse eine hohe soziale Gültigkeit.

Wie ticken also Grossgruppen?

Das ganze System im selben Raum
In Grossgruppenkonferenzen arbeitet das gesamte System gemeinsam im selben (physischen oder digitalen) Raum. Die Kernfrage, die wir dabei stellen lautet: „Ist das für die Entwicklung oder Klärung relevante Wissen im Raum?“. Ob es um eine Strategie- oder Leitbildentwicklung, die Zusammenarbeit im Unternehmen oder eine öffentliche Mitwirkung in der Stadtentwicklung geht – alle Betroffenen werden aktiv und mit ihrem spezifischen Wissen einbezogen. Dieses Wissen wird über alle Bereiche und Hierarchiestufen hinweg ausgetauscht. Das geschieht in der Grossgruppe über mehrere aufeinander abgestimmte Prozessschritte.

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
Um eine Vernetzung des vorhandenen Wissens in kurzer Zeit zu ermöglichen, arbeiten wir nach diesen Designprinzipien:

  • Die Teilnehmenden tauschen sich in gezielt gemischten Sechser- oder Achtergruppen aus. Nach jedem Arbeitsschritt werden die Gruppen neu gemischt.
  • Alle Gruppen bearbeiten zeitgleich dieselbe Fragestellung.
  • Danach werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst, im Plenum präsentiert, verdichtet und gewichtet.

So entsteht eine gemeinsame Sicht auf das ganze System.

Standpunkte vertreten und Meinungen bilden
Das Gefragt-Werden und das Gefragt-Sein, das die Teilnehmenden in einer Grossgruppe erleben, fordert und fördert die Meinungsbildung. Durch die Möglichkeit, Meinungen und Standpunkte zunächst im Schutz der Kleingruppe formulieren und dort überprüfen zu können, verliert niemand sein Gesicht und muss sich nicht vor vielen Menschen exponieren. Diese offene und konstruktive Austauschkultur führt oft auch dazu, dass Teilnehmende ihre Meinungen überdenken und neue Perspektiven gewinnen.

Grossgruppen bringen die Dinge auf den Punkt
Eine der grössten Befürchtungen, der wir immer wieder begegnen, ist die „Erwartungsflut“. Dahinter steht oft die Vorstellung, dass wenn sich alle einbringen können, am Schluss hunderte von Vorschlägen im Raum stehen. Wer soll all diesen Erwartungen entsprechen?

Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Viele Grossgruppenveranstaltungen sind Mainstreaming-Prozesse. Es setzt sich das durch, was den meisten Teilnehmenden wichtig ist. Genau das kann dazu beitragen, Blockaden zu überwinden oder langjährige Grundsatzdiskussionen zu beenden. Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass die als Nebenschauplätze identifizierten Themen nicht später auch aufgegriffen und angegangen werden sollten. Aber vorerst zählt der Common Ground, das gemeinsame Verständnis darüber, was zurzeit für die Mehrheit des Systems Priorität hat.

So tragen Grossgruppenveranstaltungen dazu bei, dass das gesamte System gemeinsam einen Schritt weiterkommt.

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