Vielfalt der Partizipation

Die Nachfrage nach partizipativen Prozessen ist ungebrochen. Ob im öffentlichen Bereich unter Einbezug der Bevölkerung, in der Wirtschaft, in der Verwaltung oder im Non-Profit Bereich. Nach mehr als zwanzig Jahren begleiten wir kurze & knackige, grosse & aufwändige, mehrstufige & langfristige und schwierige & komplexe Prozesse. Und seit der Corona-Pandemie arbeiten wir in der Grossgruppenarbeit mit virtuellen & hybriden Formaten.
Trotz der grossen Vielfalt und der stetigen Weiterentwicklung von Prozessen und Methoden ist unsere Erkenntnis: Partizipative Prozesse benötigen bewährte Rezepte und die richtigen Zutaten. Das Wissen, welche Zutaten und Rezepte es braucht, das teilen wir grosszügig in unseren Seminaren, die 2021 wieder vor Ort stattfinden.
«Grossgruppen Advanced»
Im Seminar «Grossgruppen Advanced» konnten wir im Juni die vielfältigen Formate der Grossgruppenarbeit sowie Erkenntnisse, Erfahrungen und Weiterentwicklungen mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen im Rahmen von Diskussionen und Fallbeispielen austauschen. Wir gaben an zwei spannenden gemeinsamen Tagen in Basel einen Einblick in zahlreiche Projektbeispiele aus unserer Beratungspraxis.
Für das nächste Seminar Grossgruppen Advanced nehmen wir bereits Anmeldungen entgegen.
«Lernwerkstatt Grossgruppenmethoden» – NEU: mit Zusatzmodul «Grossgruppen Online»
Die «Lernwerkstatt Grossgruppenmethoden» findet vom 3. bis 5. November 2021 in Solothurn statt. Zum 23. Mal geben wir unser Wissen und unsere Erfahrung weiter.
Wir führen die Lernwerkstatt als Grossgruppenkonferenz durch. Die Methoden World Café und Open Space Technology werden 1:1 sowie Zukunftskonferenz und Real Time Strategic Change (RTSC) in Simulationsschritten erlebt.
Als Zusatzmodul für die Teilnehmenden der Lernwerkstatt geben wir am 12. November 2021 im Rahmen einer Videokonferenz via Zoom Einblicke in die Arbeit mit grossen Gruppen «Online». Grossgruppenmethoden werden virtuell erprobt und deren Anwendung im Vergleich offline und online reflektiert.
Vielfalt an Projekten bei frischer wind
Seit unserer Gründung sind wir branchenübergreifend tätig. Unsere Überzeugung ist, dass Prinzipien für das Gelingen partizipativer Prozesse im Grossgruppenformat in verschiedenen Branchen Gültigkeit besitzen. Zwei vom Kontext her unterschiedliche Beispiele zeigen unsere Haltung und unsere Art zu arbeiten.
Crossmediale Bürgerbeteiligung
In einem breit angelegten Beteiligungsprojekt für eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt bildet eine virtuelle Auftaktkonferenz den Startschuss für eine landesweite Bürgerbeteiligung. In einer Videokonferenz diskutieren rund 140 über ein Losbürgerverfahren ausgeloste Bürger*innen mit Vertreter*innen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt über ihre Erwartungen an den Senderverbund. In insgesamt drei Runden geht es um die Wahrnehmung der Rundfunkanstalt, die Erwartungen an die Rundfunkanstalt und die Vorstellungen für deren Zukunft.
Ziel ist es, mit Vertretenden aus der Bevölkerung die wichtigsten Themen für die Zukunft der Rundfunkanstalt zu identifizieren. Diese Themencluster bilden die inhaltliche Grundlage für eine Online-Beteiligung, die der gesamten Bevölkerung über einen Zeitraum von vier Wochen für den Dialog offensteht. In sieben Themenräumen wird über die Zukunft in zahlreichen Beiträgen und Kommentaren online diskutiert. Die Erkenntnisse aus der Auftaktveranstaltung und der Online-Beteiligung fliessen zurück in die Rundfunkanstalt und werden dort ausgewertet und zu einem Resumée weiterverarbeitet. Abschluss des Beteiligungsprojekts bildet eine virtuelle Ergebniskonferenz.
Nachfolgende Grafik zeigt unseren integrativen partizipativen Prozess mit mehreren aufeinander aufbauenden Beteiligungsformaten, den wir zusammen mit unseren Kolleginnen und Kollegen von Zebralog wie im o.g. Projekt und inzwischen seit mehreren Jahren erfolgreich anwenden.

Die Ergebnisse der Hauptkonferenz bilden die Basis für die Online-Beteiligung. Die Ergebnisse der Online-Beteiligung wiederum ergänzen und vertiefen die Themencluster aus der Hauptkonferenz. Auf Grundlage der Beteiligung wird ein Entwurf eines Konzepts oder einer Strategie erarbeitet. Dieser Entwurf wird im Rahmen einer Ergebniskonferenz von den Beteiligten bewertet und kritisch gewürdigt. Der anschliessende Umsetzungsprozess fusst damit auf einem gemeinsam getragenen Ergebnis und bildet einen «common ground» für weitere Schritte.
E-Konferenz mit 200 Teilnehmenden im öffentlichen Bereich
Die Evangelisch-Reformierte Landeskirche des Kantons Luzern revidiert ihre bald 25-jährige Kirchenordnung rund um das Zusammenleben und hat dies zum Anlass genommen, einen öffentlichen Dialog über die Funktion der Kirche zu führen. Die Landeskirche hat mit Unterstützung einer internen Projektgruppe und einer breit abgestützten Echogruppe im Februar 2021 zur öffentlichen E-Grossgruppenkonferenz «Kirche im Dialog» eingeladen.
Gegen 200 Teilnehmende haben an der eintägigen «E-Konferenz» via Zoom in immer wieder wechselnder Zusammensetzung diskutiert, was aus ihrer Sicht relevante Themen für die Kirche der Zukunft sind. Dabei haben sich sieben Schwerpunktthemen herauskristallisiert, welche überarbeitet wurden und den rund 120 Teilnehmenden an der E-Ergebniskonferenz vom 20. Mai 2021 noch einmal vorgestellt wurden.

Projekt- und Echogruppe konnten so prüfen, ob sie die Stossrichtungen aus der Grossgruppenkonferenz richtig verstanden und umgesetzt hatten. Die Projektgruppe hat durch diesen Prozess eine äusserst aussagekräftige und valide Grundlage dafür erhalten, was den an der reformierten Kirche interessierten Menschen für eine künftige Kirchenordnung wichtig erscheint. Das Ergebnis ist durch die hohe und sehr heterogene Zusammensetzung breit abgestützt. Mehr noch: Dadurch, dass in beiden E-Konferenzen die Teilnehmenden in immer wieder wechselnden Kleingruppen ihre Ansichten ausgetauscht haben, ist ein gemeinsames Verständnis davon entstanden, was für die reformierte Kirche der Zukunft wichtig ist. Im gesamten Prozess haben mehr als 250 Persönlichkeiten mitgewirkt. In Erfahrungsjahren sind dies über 10’000 Jahre, welche mit dieser Methode eingeflossen und festgehalten wurden. Die sieben Schwerpunktthemen bilden die Verdichtung daraus. Ein Projektmitglied stellte zum Abschluss höchst erfreut fest: «Damit halten wir die Gliederung und die inhaltlichen Schwerpunkte unserer neuen Kirchordnung bereits in den Händen!»
Sommerlektüre
Falls Sie noch Platz im Reisekoffer haben oder das Schmökern am heimischen See bevorzugen, wir hätten noch eine Buchempfehlung in eigener Sache. Leichte und bekömmliche Lektüre zu unseren Rezepten und Zutaten für partizipative Prozesse im Grossgruppenformat finden Sie anhand von vielfältigen Praxisbeispielen zu kurzen & knackigen, grossen & aufwändigen, mehrstufigen & langfristigen und schwierigen & komplexen Prozessen in unserem Buch «Praxis der Grossgruppenarbeit».
Einen schönen Sommer und bis bald,
wünscht das Team frischer wind