Partizipation in Baugenossenschaft

Den Weg zu mehr Partizipation ebnen

Eine grosse Baugenossenschaft möchte neben den klassischen Generalversammlungen Plattformen für den Dialog und die aktive Mitgestaltung ihrer Mitglieder schaffen und damit den Genossenschaftsgedanken fördern. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter sollen vor Veränderungsprojekten und in Planungsphasen verstärkt Möglichkeiten für eine aktive Mitwirkung erhalten. Die Mitwirkungsmöglichkeiten sollen in den Strukturen und Prozessen der Baugenossenschaft stärker verankert werden.

frischer wind führt im Auftrag des Vorstandes in einem ersten Schritt einen Zukunftsworkshop im Grossgruppenformat durch, um die Anliegen und Bedürfnisse der Genossenschafterinnen und Genossenschafter sowie deren Ideen für die Zukunft der Genossenschaft abzuholen. Das Ergebnis des Workshops bilden wichtige Themen für die Zukunft der Baugenossenschaft wie z.B. flexible Wohnformen, bezahlbarer Wohnraum und nachhaltiges Bauen. Und noch ein Thema wird in den Ergebnissen deutlich priorisiert: das Bedürfnis nach mehr Partizipation.

Anschliessend an den Workshop entwickelt frischer wind ein Partizipationskonzept als Grundlage für alle zukünftigen Mitwirkungsprozesse der Genossenschaft. Dieses wird den Genossenschafterinnen und Genossenschaftern an einer Ergebnisveranstaltung vorgestellt. Hinweise der Teilnehmerschaft zum Konzept werden aufgenommen und offene Fragen werden geklärt. Eine erste Basis für eine gelingende Partizipation in der Genossenschaft ist geschaffen.

Testplanung unter partizipativen Gesichtspunkten

Die Baugenossenschaft plant ihr grösstes Siedlungsgebiet weiterzuentwickeln. Die älteren Liegenschaften sind in die Jahre gekommen und die Frage nach Sanierung oder Ersatzneubau steht im Raum. Die Baugenossenschaft möchte ihre Siedlungen zum Nutzen für das ganze Quartier erneuern. Das Siedlungsgebiet soll aber auch dem genossenschaftlichen Auftrag gerecht werden, nämlich bezahlbaren und guten Wohnraum zu schaffen – in einem städtischen Umfeld, wo dieser immer knapper wird.

Die Baugenossenschaft löst nun ihr Versprechen ein und bindet wie im Partizipationskonzept verankert ihre Genossenschafterinnen und Genossenschafter sowie darüber hinaus auch Vertreterinnen und Vertreter der Quartierbevölkerung des Siedlungsgebiets in den bevorstehenden Entwicklungsprozess aktiv ein.

Um den Entwicklungsprozess umsichtig und nachhaltig anzugehen, lanciert die Baugenossenschaft zunächst einen breit abgestützten Planungsprozess, der mit einer baulichen Testplanung startet. Sie bildet ein Begleitgremium bestehend aus Vorstandsmitgliedern, Vertreterinnen und Vertretern der Stadt sowie des Quartiers, des weiteren Planerinnen und Planern und Fachexpertinnen und Fachexperten aus den Bereichen Städtebau, Architektur und Landschaftsarchitektur, Verkehrsplanung, Denkmalpflege und Quartierkoordination. Zudem begleitet und reflektiert eine Echogruppe aus den Siedlungen und dem Quartier die erste Phase der Testplanung. Sie stellt sicher, dass die genossenschaftlichen und quartierbezogenen Anliegen und Bedürfnisse ins Programm der baulichen Testplanung einfliessen.

Die breitere Mitwirkung findet im Rahmen von Grossgruppenkonferenzen statt. Alle Beteiligten werden an eine erste Grossgruppenkonferenz, das „Auftaktforum“ eingeladen mit dem Ziel, gemeinsam mit den Expertinnen und Experten, dem Vorstand und der Geschäftsstelle der Baugenossenschaft Ideen für die Zukunft des Siedlungsgebiets und des Quartiers zu entwickeln. Die Veranstaltung findet an einem Samstag statt und dauert von 9.00 bis 16.00 Uhr. Es nehmen rund 120 Personen teil. Die methodische Grundlage für das Auftaktforum bildet eine RTSC-Struktur.

Anschliessend an das Auftaktforum startet die Testplanung, die gut ein Jahr dauert. Drei Planungsteams entwickeln unabhängige Konzeptideen für Entwicklung des Siedlungsgebiets. Sie lassen die Empfehlungen aus dem Auftaktforum in ihre Konzeptideen sichtbar und nachvollziehbar einfliessen.

Rund ein Jahr später stellen die Planungsteams ihre Ergebnisse der Testplanung vor. Im Rahmen einer „Ergebniskonferenz“ erleben alle Stadtplanung live und setzen sich anhand von Modellen, Plänen und Visualisierungen kritisch mit der Weiterentwicklung des Quartiers auseinander. Die Ergebniskonferenz ist als Rundlauf konzipiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lassen sich in Workshop-Räumen die Konzepte von den drei Planungsteams vorstellen. Die Fachteams beantworten Fragen der Teilnehmenden. Hinweise und Empfehlungen zu den Konzepten werden von allen an vorbereitete Pinnwände gepostet.

Das Begleitgremium wertet die Ergebnisse der Konferenz aus und ein Schlussbericht fasst die Erkenntnisse aus der Testplanung mitsamt den Rückmeldungen aller Beteiligten in stringenter Form zusammen.

Soziale Testplanung

In einer zweiten Phase lanciert die Baugenossenschaft den genossenschaftlichen Teil der Testplanung, eine „soziale“ Testplanung. Arbeitsgrundlage ist der Schlussbericht der Testplanung. Rund 50 Genossenschafterinnen, Quartiervertreter und Mitglieder des Vorstandes entwickeln in fünf Fokusgruppen Ideen zum Leben, Wohnen und Arbeiten im Quartier. Außerdem schauen sie durch die Brille verschiedener Zielgruppen wie Familie, Jugend, Alter. Die gesammelten Erkenntnisse dienen ebenso wie der Schlussbericht der baulichen Testplanung als Arbeitsgrundlage für künftige Architekturwettbewerbe.

Auf Basis der Ergebnisse der Testplanung erarbeitet die Baugenossenschaft schließlich wiederum unter Einbezug von Genossenschafterinnen und Genossenschaftern sowie Vertretungen aus dem Quartier eine Entwicklungsstrategie. Die Strategie bringt die Ideen für die bauliche und soziale Weiterentwicklung des Quartiers auf den Punkt. An einer Schlussveranstaltung wird die Entwicklungsstrategie rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern präsentiert und die Testplanung findet einen gemeinsamen Abschluss.

Projektdetails

Zeitraum: 2014 bis 2018

Auftraggeber: Baugenossenschaft

Rolle frischer wind:

– Beratung Vorstand und Geschäftsstelle

– Ausarbeitung Partizipationskonzept

– Begleitung des Gesamtprozesses über 4 Jahre

– Konzeption, Moderation und Auswertung sämtlicher Partizipationsanlässe

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